Auch mithilfe kleiner Lösungen lassen sich schon nachhaltige Wirkungen erzielen. Im Jahr 2020 beispielsweise wurde eine App gelaunched, die es Landwirten auf recht einfache Weise ermöglicht, ihre Felder besser zu bewässern, ohne eigens Sensoren oder andere Technik auf ihren Flächen installieren zu müssen. Auf der Grundlage von tagesaktuell erhobenen Datensätzen kann die im Hintergrund aktiv werdende KI relevante Faktoren erkennen. Alles, was Landwirt*innen hierzu tun müssen: die eigenen Felder in einer Karte der App eintragen und die Anwendung aufs Smartphone laden. Mithilfe künstlicher Intelligenz lässt zukünftig aufgrund einer guten Datenlage sehr konkret und ad hoc festgestellt werden, an welchen Stellen gutes Wachstum möglich ist, wo es unter Umständen für die geplante Saat an wichtigen Nährstoffen mangelt oder wo es für eine Aussaat gerade zu trocken erscheint.
Auch der allgemeine Hype um die KI ChatGPT trägt in die Branche. Seit dem Frühsommer zielt eine Initiative mit der Plattform agriGPT darauf ab, das Potenzial von Large Language Modells (LLMs) für die Agrarindustrie zu erforschen. Zum einen wurde hierzu eine Frontend-Schnittstelle erstellt, die mit ChatGPT interagiert. Die API ist fein abgestimmt, integriert sowohl öffentliche als auch interne Daten und bringt diese in den gewünschten agrartechnischen Kontext. Parallel dazu arbeitet man bereits daran, ein speziell für die Landwirtschaft konzipiertes LLM zu erstellen.
Überhaupt gibt es inzwischen eine ganze Reihe an Projekten, bei denen künstliche Intelligenz für eine präzisere Landwirtschaft ins Spiel kommt. Einen kleinen Überblick dazu verschafft die Projektförderungsseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Von beispielsweise einer Blattlausidentifikation mittels KI, KI-gesteuerter Robotertechnik zum autonomen Abernten über eine KI-gesteuerte Plattform zwecks Klassifikation und Sortierung von Pflanzensamen bis hin zur Entwicklung eines mobilen und modularen Prototypen zur visuellen Qualitätserkennung durch künstliche Intelligenz in der Lebensmittelindustrie: Die Bandbreite an Ideen ist schon jetzt riesig.
Diesen technikgetriebenen Ansatz für die Zukunft in der Landwirtschaft verfolgt auch das kürzlich geschaffene „Joint Lab Künstliche Intelligenz & Data Science“. Das gemeinsame Programm von der Universität Osnabrück und dem Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) zielt darauf ab, anwendungsspezifische KI- und Data Science-Technologien zu erforschen und daran angelehnt Entsprechungen für die Praxis zu finden.